Drugstore Indians

Ein Film über das romantische Verhältnis der Deutschen zu den „amerikanischen Germanen“.

Schon Frank Waters wusste in seinem "Buch der Hopi" Positives von deutschen Kolonialisten zu berichten:"... die Deutschen gingen als Kolonisatoren überall Verbindungen mit den Eingeborenen ein."

Und Survival Experte Rüdiger Nehberg sagte in seinem Buch "Rettung für die Yamomami"
"Ich lerne, dass die Indianer keine 'edlen Wilden' sind, wie Karl May mir das eingeredet hat. Beruhigend , menschlich.

Noch immer existiert dieses Bild von Winnetou in den Köpfen der Deutschen und ist nicht wegzukriegen.

Tatsächliche Begegnungen beider Kulturen sind rar. Eher begibt man sich zu einem der zahlreichen „Indianer“ Feste in den Westernstädten oder geht als „Dakari“ zum Karneval. Heutige Lebensrealitäten sind kaum bekannt oder werden ausgeblendet. Dabei gibt es eine durchaus vitale „Indianistik-Szene“ in Deutschland, eine regelrechte „Indianertümelei“, fast seit der „Entdeckung“ der fernen Völker in Übersee.

Woher kommt die Faszination am edlen Ritter Winnetou? Warum lieben die Deutschen die nordamerikanischen Indianer? Wo kommt diese Verbindung her? Wann entstand sie? Warum kommen Indianer nach Deutschland und Europa und fühlen sich hier wohl und umgekehrt – Deutsche die mit Indianern leben? Wie verlaufen Beziehungen?

All diesen Fragen versucht der Film Drugstore Indians auf den Grund zu gehen. Zuallererst stößt er dabei auf die Powwow-Kultur. Ein kleiner Exkurs.

Ein Powwow ist ein Treffen nordamerikanischer Indianer untereinander oder mit „Nicht-Indianern“. Es werden gemeinsam traditionelle Tänze in strengen Turnieren vorgetragen. Trommelgruppen konkurrieren ebenso um Platz 1, es wird gesungen, gespeist, gefeiert. Stammeszugehörigkeit und opulente Regalia wird stolz präsentiert, die Gemeinschaft gestärkt, Kultur gelebt.

Powwows in Deutschland haben eine lange Tradition. Zuerst wurden sie von in Deutschland stationierten indianischen Angehörigen der US-Streitkräfte nach dem 2. Weltkrieg im US-Sektor durchgeführt , fanden aber auch bei deutschen „Hobby“-Indianern in Westdeutschland Anklang. Bis zur Wende gab es im Osten Deutschlands keine Pow Wows, da Kontakte in die westliche Welt nur sehr eingeschränkt möglich waren und man kaum an Informationen kam. Allerdings bildete sich hier eine ganz eigenständige „Hobbyisten-Szene, die ihre Leidenschaft vor allem auf der „Indian Week“ frönten, heraus.. Das Ost-Winter Powwow wurde nach der Wende ins Leben gerufen und ist seitdem ein willkommener Anlass Gleichgesinnte auch in der kalten Jahreszeit zu sehen.

Ist all dies nur "Mummenschanz"? Gibt es einen Ausverkauf der nordamerikanischen Präkolumbianischen Kultur? Und in welcher Rolle sehen wir Deutschen uns eigentlich? Sind Schlagworte, wie Eskapismus und Identitätssuche mehr als nur hohle Phrasen?

Protagonisten Eine zusammengefasste Vorstellung
Im Film kommen Macher und Zuschauer, Deutsche und Indianer zu Wort. Beruht denn das Verehren auf Gegenseitigkeit? Und wie wird es gelebt? Die Reise führt durch ganz Deutschland bis nach Österreich zu Hobbyisten, Powwowtänzern, Powwows, Festivals, Schamanen, Heiler, Künstlern, Aussteigern, Aktivisten. Sie alle berichten von ihren Erfahrungen, von ihrer eigenen Faszination und der Suche nach der Antwort.

~ Mitakuye Oyasin ~ Lakota für :„Wir sind alle verwandt – All are related"

Team

Die Regisseurin Mira Sommer mag "Indianer", seit sie in ihrer Kindheit das Buch "Blauvogel" von Anna Müller-Tannewitz , welches 1950 im Verlag Neues Leben erschien, las. Es beschreibt anhand der fiktiven Gestalt „Blauvogel“ das Leben der weißen Grenzer und der Indianer in der Mitte des 18. Jahrhunderts. „Blauvogel“ ist ein weißer Junge, der von Indianern geraubt wird und unter ihnen aufwächst. Nach seiner erzwungenen Rückkehr zu seiner weißen Familie ist er nicht mehr dazu in der Lage wieder in ihre Welt zurückzukehren. Er geht freiwillig zurück zu den Indianern, um dort weiterzuleben. Inspiriert ist diese Geschichte von wahren Begebenheiten: Herman Lehmann alias Herman weißer Junge alias Herman Montechena, von dem wir in „Drugstore Indians“ noch einiges hören werden. Bald begann Mira Sommer ihren eigenen Abenteuerroman zu schreiben, in dem ein deutsches Mädchen von den Irokesen aufgezogen werden sollte. Noch bevor sie diese Geschichte zu Ende stellen konnte, kam der Film „Der mit dem Wolf tanzt“ in die Kinos und das weiße entführte Mädchen findet sich als Love Interest von Kevin Costner wieder. Nicht ganz, das was die Autorin sich vorgestellt hatte und erst Jahre später vertiefte sich die Faszination für die indigenen Völker Nordamerikas, durch einen Besuch eines Reservates der Cherokee, wieder. Gemeinsam, mit der Musikerin Silke von Durschefsky, drehte sie das Musikvideo „Buffalo Nation“ . Damit setzten sie ihrer beider Illusion vom „edlen Wilden“ ein Denkmal.

Karl May, DDR, „Die Söhne der großen Bärin“, wir sind das unterdrückte Volk! Der rote Mann als Sinnbild für den Freiheitskämpfer, nicht nur in Ostdeutschland. Die Romantik, der edle Wilde, Spiritualität, Sonnentänze, Friedenspfeife, Esoterik. Die Liste der Klischees und Stereotypen ist lang. Einer der Gründe diesen Film zu machen, war, auch sich selbst endlich von diesen Stereotypen zu befreien. Mit „Drugstore Indians“ legt Mira Sommer ihr Langdokumentarfilmdebüt vor. Sie drehte zuvor bereits zahlreiche Reportagen, sowie Kurzfilme und Musikvideos.

Produzentin & Musikerin Silke von Durschefsky, war schon immer an fremden Länder und Kulturen interessiert. Schon als Kind, in der damaligen DDR, spielte sie Cowboy und Indianer, sah Filme mit Gojko Mitic. Später las sie Bücher über die Ureinwohner Nordamerikas. Ein Buch mit dem Titel „Lakota Woman“ beindruckte sie besonders. Geschildert wird der Kampf der 1955 geborenen Mary Crow Dog und zeigt diese in einer außergewöhnlich, kraftvollen Autobiografie als geborene Rebellin. Silke von Durschefsky (Goldy Wisdom) komponiert und schreibt ihre eigenen Lieder, bis sie eines Tages mit ihrer Band in das Rosebud – Reservat nach South Dakota eingeladen wurde. Die Musik ihrer damaligen Band „Wanted Tambo Toco“ war im Reservat bekannt, war sie doch von der ansässigen Radiostation verbreitet worden und so bekamen sie, die einmalige Chance zur Eröffnung eines Powwows und in verschiedenen anderen Reservaten in Amerika zu spielen , was für alle Beteiligten eine große Ehre war. Sie nahmen auch als Beobachter am Sonnentanz teil. Von Durschefsky: „Mein Lebtag werde ich diese heiligen Momente nicht vergessen und mein großer Respekt gilt den Natives und ihrer Kultur, ihren Liedern und Bräuchen. Was ich von ihren Lebensumständen mitbekommen habe, hat mir die Realität der Natives vor Augen geführt und mein Bild, das ich von ihnen und ihrem Leben hatte, grundlegend verändert.“

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